Sonntag, 26. Februar 2012

Ein langer Weg zum Reitpferd

Hallo Ihr da draußen, die an mich glauben. Ich muss euch heute enttäuschen. Ich bin noch nicht reitbar. Bzw. ich lasse mich noch nicht reiten. Warum auch. Ich habe gar keine Lust mehr, wenn ich höre, wie über mich diskutiert wird. O.k. erst mal auf Anfang. Gestern war ein relativ guter Tag, es war nicht sehr kalt, regnete nicht, war aber windig. Ein wenig unruhig war ich schon. Erst schon an der Anbindestange. Putzen klappte super. Chefin darf mich überall inzwischen problemlos putzen. Ohne Knurren, ohne Zucken, ohne Ohren anlegen. Aber ich hatte keinen Bock, die Hufe zu geben. Nicht dass ich wieder gekickt hätte, nein, dass war es diesmal nicht. Ich hatte nur kein Bock, die Beine zu heben. Bei jedem Bein diskutierte ich ewig. Naja diskutieren kann man es auch nicht nennen, ich hatte eben kein Bock. Gut, irgendwann später hatten wir dieses Thema erledigt. Satteln kein Problem. Trense wollte ich nicht. Da kam zufälligerweise ein Herr, auch Pferdemensch!!! und schnauzte mich an. Er wollte Chefin helfen. Na da habe ich gleich zurück geknurrt, aber wie! Dass lass ich mir nicht bieten. Der hatte sich sehr erschrocken und ist gleich zurück gesprungen. Mit Macht und Zwang geht bei mir nichts. Ohne Macht und Zwang auch nicht. Die Mischung muss stimmen. ich benehme mich halt wie ein kleines bockiges Kind. Ich habe mich mit weniger Diskussionen dann trensen lassen und dann haben wir beide Bodenarbeit gemacht. Dann war es soweit und Chefin ist aufgesessen. Ich war schon etwas angespannt. Mir war es nicht recht. Ich sollte dann ein paar Schritte laufen, schließlich war ich ja mal ein Reitpferd und bin durchaus in der Lage, die Hilfen zu verstehen. Aber ich muss erst überzeugt werden. Und wenn ich nicht will, will ich nicht. An diesem Tag wollte ich nicht. Nur zum Tor wollte ich immer wieder. Mehr als ein paar Schritte im Kreis waren nicht drin. Chefin hatte schon Geduld, gab dann aber doch auf. Sie hat mich nicht angemeckert. Eigentlich fand sie mich trrotzdem toll. Immerhin habe ich sie nicht abgeworfen. Ich glaube, ihr war schon ein wenig mulmig da oben. Sie wusste ja nicht, ob irgendwas Schlimmes passiert. So eine tickende Zeitbombe unterm Po ist nicht jedermanns Sache, sonst wäre für mich nicht der Schlachter bestellt worden. Vielleicht wenn nächstes Mal die Sonne scheint, mal sehen.Diesmal war es definitiv nicht drin. Außerdem wer weiß, wie es weiter geht, wenn ich mich so einfach wieder reiten lasse. Vielleicht kümmert sie sich dann nicht mehr um mich. Korrektur fertig, der Nächste bitte. Ne, ne. Da mache ich nicht mit. Entweder sie bleibt bei mir oder sucht mir einen passenden Menschen für mein Herz und meine Seele. Eine Reitbeteiligung, wenn ich wieder reitbar bin. Aber den Stall muss ich nicht mehr verlassen.

Ja und nun zum Thema Internet. So schön es ist, meine Geschichte zu teilen, so schlimm kann es doch werden, wenn Leute über mich oder meine Chefin urteilen, obwohl sie nicht dabei sind. Da wird sie beschimpft, als Lügnerin dargestellt, die sich mit Unwahrheiten brüstet, um gut dazustehen. Meist sind es andere Pferdeleute, die sich gegenseitig die Augen auskratzen, statt sich doch lieber auszutauschen und uns, den Pferden, damit helfen. Ich muss Chefin heute mal die Schulter kraulen. Sie ist ganz traurig. Sie bemüht sich echt um mich. Ich weiß das und die Leute, die zu uns kommen, wissen das auch. Das Frechste war jedoch, dass eine aus dem Internet, noch nie bei uns gewesen, behauptet hat, ich hätte auch Kinder mal geschlagen. Das ist ja Wahnsinn. Ich liebe Kinder. Ich renne denen wie ein Hund  hinterher und will Kontakt aufbauen. Die haben nur noch ein wenig Angst, aber das wird schon besser. Manche trauen sich sogar mit mir auf dem Reitplatz zu laufen. Ich schlag doch keine Kinder. Die Kinder sind sowieso netter als die Erwachsenen. Die lieben uns Pferde wie wir sind. Wenn wir böse sind, sind sie traurig, dass wir nicht mehr lieb sind und wenn wir lieb sind, dann geht die Sonne auf. Kinder können so behaltlos lieben. Die meisten Erwachsenen erwarten immer, dass wir funktionieren, dass alles nach Plan geht, suchen immer einen Nutzen und eine Verwendung. Da nehme ich Chefin nicht aus. Sie hat zu mir auch gesagt, dass ich irgendwann Geld verdienen muss. Sie hat keinen Gnadenbrotpferdehof. Sie hat zu mir auch gesagt, entweder wir kriegen Dich wieder hin oder der Schlachter war nur aufgeschoben. Hört sich hart an, sehr hart. Ich gebe auch mein Bestes. Ich bemühe mich wenigstens. Und sie sieht es, GottseiDank. Ich habe zwei Jahre Zeit. Das reicht mir, versprochen.
Ich habe hier außerdem überhaupt noch gar keinen geschlagen. Niemanden. Also jedenfalls habe ich keinen getroffen;-)) Beim Hufe geben am Anfang war es manchmal ganz schön haarig für Chefin. Aber das ist Vergangenheit. Ich bin kein böses Pferd. Ich brauche nur einen lieben Menschen und viel Aufmerksamkeit, Außerdem bin ich ein Temperamentsbündel. Ein Tag eingesperrt und ich gehe die Wände hoch. Das will ich nicht mehr. Eigentlich habe ich ganz normale Bedürfnisse wie jedes Pferd. Ich zeige nur etwas extremer, wenn es für mich nicht passt. Andere erdulden jahrelang und knallen dann durch. So war es bei der großen Schwarzen. Ich komme gleich zur Sache...

Freitag, 24. Februar 2012

Tolle Kommentare im Gästebuch der Rockets Ranch;-((

Es ist echt unglaublich, was manche Menschen denken. Als wenn hier nur Schwindler unterwegs sind. Folgenden Eintrag hat Chefin im Gästebuch auf www.rocketsranch.de bekommen:

Elfriede(Donnerstag, 23. Februar 2012 03:10)
Wenn ihnen das ganze so leid getan hat, warum haben sie dann nicht gleich das Fohlen von der Dolce mitgenommen! ? Hauptsache erstmal erwähnen, wa?! Und woher können sie wissen, wie ein Pferd als Fohlen war, obwohl sie es erst achtjährig geholt haben! Sehr widersprüchlich! Wer diese erfundene Geschichte glaubt, der kann nicht richtig lesen! Traurig, dass Menschen sich so darstellen müssen wie sie!!!

Chefin hat dann geantwortet:
Anka(Freitag, 24. Februar 2012 17:41)
Hallo Elfriede,
wir drucken auch negative Zeilen hier ab, weil wir mit Kritik umgehen können. Das Fohlen von Dolce stand nicht zum Verkauf. Die ersten Jahre haben wir natürlich erfragt. Wir halten einen guten Kontakt zur Vorbesitzerin. Und darstellen müssen wir nichts. Sie sind vermutlich kein Fan von uns, waren vermutlich noch nie bei uns und haben Dolce noch nie erlebt. Es ist schade, dass Sie sich trotzdem ein negatives Urteil erlauben. Schade für Dolce, dass sie als unwahr hingestellt wird, obwohl sie wie verrückt um einen Platz beim Menschen kämpft und schade für Ihr eigenes Bild von einer Pferdeausbildung, die mit kleinen sanften Schritten ein reitbares Pferd herstellt. Wenn Sie denken, es ist ein Märchen, geben Sie es zu, es wäre ein schönes Märchen und wir drücken Dolce die Daumen, dass es ein Happy End hat.

Mein Kommentar:
Wir beißen nicht, Dolce.
Wo bist Du??? Rrrrrr...



Also wisst Ihr, was ich gemacht hätte: Ich hätte ihr in den A... gebissen, da hätte sie gewusst, wie real ich bin, hahaha.

Montag, 20. Februar 2012

Ich, Dolce, werde ein Reitpferd!!! Nächste Etappe.

Heute war es soweit. Ich unterm Sattel, wie gehabt. Aber heute ging Chefin einen Schritt weiter. Erst schön Bodenarbeit und dann kam ihre Tochter. Ja die kenne ich auch. Die bekommt immer ein Küsschen, wenn sie zu mir kommt. Ich mag sie sehr. Manchmal hat sie schlechte Laune. Dann knabbere ich ihr am Ärmel oder puste ins Gesicht. Dann meckert sie erst, aber irgendwann kommt dann langsam das erste Lächeln ins Gesicht und die schlechte Laune ist weg. Dann knuddelt sie mit mir und die Welt ist wieder in Ordnung. Ich liebe Menschen.
Jedenfalls hatte Chefin unter meiner Trense noch mein Knotenhalfter und ein langes Seil dran und lies ihre Tochter aufsteigen. Und ich???? lies ihre Tochter aufsteigen, na klar, was habt ihr denn gedacht. Ich bin doch nicht böse...
Wir sind dann schön im Schritt gelaufen, Chefin an der Sicherheitsleine;-) Tochter oben drauf mit den Zügeln in der Hand. Wenn sie dachte, Mutti lässt sie von der Leine, haha, ist im wahren Leben auch nicht anders, haha. Nein, Scherz beiseite. Sie wussten ja nicht, was ich alles so aushecke, deshalb war es schon richtig. Aber Töchterchen hat geschwärmt von mir: So schöne lange Schritte und so aktiv, das reitet sich wie auf Wolken. Na ist doch klar, bin doch kein Pummelpony;-)
Leider haben sie noch kein Foto gemacht, ich hätte es Euch gern gezeigt. Chefin ist manchmal auch ne schissige Mutti. Sie hat die Leine nicht einmal losgelassen, um wenigstens eeeiiinnnnn Foto zu machen. Hat sie sich nicht getraut. Schade. Aber nächstes Mal.

Samstag, 18. Februar 2012

Ich, Dolce, werde ein Reitpferd!!!



Sehe ich nicht toll aus? So ein echtes klassisches Pferd im echten Westernlook? Gut, es ist nur eine Westerntrense, aber ne hübsche. Und der Sattel ist ein Baumloser, ein Barefoot. Den nimmt Chefin immer für alle neu zu reitenden Pferde. Er drückt uns nicht und sie sitzt weich, falls es mal hart zu geht. Damit hält man ein paar Hüpfer ganz gut ab, sagt sie. Als wenn sie das bei mir befürchten müsste. Iiiiich doch nicht. An diesem Tag haben wir nur Sattelprobe und Bodenarbeit gemacht. Dabei war ich so gut drauf...Ich wäre gern mit ihr ein paar Runden gegangen. Aber durfte ich nicht. Ein wenig hibbelig war ich gewesen. Sie hat aber gemerkt, dass es freudige Aufregung war. Es war an dem Tag auch noch etwas matschig. Für das erste Aufsteigen wohl noch nicht so sicher beim Tritt. Naja, sie muss es wissen. Ich hätte gern schon ein bissel mehr gewollt. Aber Chefin war super zufrieden mit mir. Wenn ich auch so mit Halfter und Strick oder eben ohne Halfter mit Strick meist ganz gut laufe, aber immer wieder rummeckere, dann war ich mit Sattel und Trense ein Traumpferdchen. Artig, fleißiger Schritt, rechtzeitige Bremswirkung. Lenkung hat geklappt. Geht unterm Sattel genauso, weiß sie nur nicht...Ich will endlich. Biiitttteeeee.

Freitag, 10. Februar 2012

Schrecktraining

Heute musste ich meiner Chefin Vertrauen schenken. Ist mir echt nicht leicht gefallen. Ich entscheide lieber für mich selbst. Jetzt denkt Ihr sicher, wir haben heute Bodenarbeit oder Gelassenheitstraining gemacht, wenn Ihr die Überschrift gelesen habt. Aber nein, effektives Training passiert im Alltag. Bei mir waren es heute die Schafe. Die waren nämlich bis der Schnee kam, noch auf der Winterweide "ausquartiert". Ich kannte sie noch nicht. Ihren Stall und das Paddock kannte ich schon, aber ich dachte, das gehört den Hühnern allein, die mir auch anfangs komisch vorkamen. Heute jedenfalls zum Warmwasser-Tränken wollte ich meinen Weg wie immer gehen, da habe ich schon die Friesenstute aufgeregt hin und her laufen sehen. Ah, die kannte auch noch nicht diese Wolldinger. Jedenfalls müssen wir, wenn wir warmes Wasser haben wollen, zur Wanne runter an den Schafen vorbei. Vor allem gaaanz nah. Super. Die sind natürlich keinen Schritt beseite gegangen, weil sie ihr Heu direkt am Zaun im Heunetz hatten. Hätte Chefin doch mal woanders, so ein bisschen weiter weg hängen können. Uns zuliebe. Die Fuchsstute war schon längst am Saufen, hat sich seelenruhig den Bauch vollgeschlagen und wir standen in gehörigem Abstand da und nur die Schafe trennten uns von dem heißgeliebten warmen Wasser. Na, die Friesenstute ist schon nach denke mal zehn Minuten mit Chefin brav an den Schafis vorbei. Aber ich habe mich nicht getraut. Chefin sagte irgendwann stuuuundenspäter: "Also Dolce, in zwei Minuten bin ich angefroren, dann kann ich nicht mehr mit Dir mitkommen. Dann musst Du allein gehen". Also nicht dass sie dachte, ich hätte sie verstanden. Das weiß sie ja nicht;-) Aber ich habe mir es dann doch überlegt und habe mich Schritt für Schritt im Schatten meiner "riesigen" Chefin an den Schafen vorbei geschlichen. Nicht, dass ich die Dinger jetzt leiden kann. Ich diskutiere nächstes Mal sicher wieder. Ich bin nicht so wie die Friesenstute, die sich erst nicht vorbei traut und dann minutenspäter seelenruhig den Schafen das Heu durch den Zaun klaut und noch bei denen mitfrisst.
Neee, ich nicht...

Donnerstag, 2. Februar 2012

Positive Überraschung

Da hat sie nicht schlecht gestaunt: Heute habe ich Chefin überrascht. Die hatte sich schon seelisch und moralisch auf eine große Diskussion vorbereitet, Töchterchen mobilisiert und dann wollten sie mich beide eindecken. Es ist nämlich so kalt, dass ich langsam an meine Grenzen komme. Ja und so haben sie mir einen großen Futtereimer zur Ablenkung an die Anbindestange gestellt  und mich auch nicht angebunden zur Sicherheit und dann legte Chefin laaaannnnngggggsssssaaaaaaam die Decke über. Nur die erwartete Reaktion blieb aus. Ich weiß ja nicht genau, was sie gedacht hat, aber perplex war sie schon. Ich ließ mir seelenruhig die Decke überlegen, überall verschnallen inklusive Hintergurte, Bauchgurt und Halsteil. Kein Zucken, kein Knurren, kein Schweifschlagen, kein Wegrücken. Kein Ausschlagen, kein Beißen. Nichts. Ich war mit meinem Futter beschäftigt und auf die Decke hatte ich schon lange gewartet. Ja, ja. Nachdenken… Ich bin ein Hannoveraner und komme aus einem klassischen Pferdestall. Da gehört es zur Normalität, dass die Pferdchen bei jedem Windchen oder Regen eingedeckt werden. Wir sind nun mal ein wenig verpäpelt. Da guckste. Gut, eigentlich ist Hufe kratzen, Huschmied, Tierarzt und Reiten auch normal. Ein wenig anders bin ich also leider schon. Chefins Tochter war auch schier entzückt und knuddelte mich. Und nun noch ein Wunder…auch das ließ ich zu. Völlig relaxt genoss ich die Aufmerksamkeit uuuund das Futter!!!  Die anderen Pferde guckten ganz neidisch, wurden aber immer wieder fortgescheucht. Da passten meine beiden gut auf mich auf. Das gab mir auch die Sicherheit. Ich wusste, dass ich mein Futter genießen konnte, wenn Chefin dabei ist. Da kam dann kein anderer ran. Sie machte das schon öfter, dass sie mich fütterte, während die anderen um mich herum streiften und an den Eimer wollten. Aber zwischen dem Eimer und den anderen stand dann Chefin. Da hatten sie keine Chance. Für mich war das eine Lektion, dass ich Chefin vertrauen konnte, dass sie mich vor den anderen beschützt und ranghöher als die anderen ist, weil die sich ja nicht ran trauten, wenn Chefin dabei steht. Am Anfang war ich immer sehr aufgeregt, weil ich nicht wusste, ob die anderen durchbrechen und mir mein Futter klauen. Inzwischen bin ich mir sicher und kann in Ruhe fressen. Aber ich merke, dass Chefin mit stille Stehen Probleme hat. Ich könnte eventuell ein wenig schneller fressen, aber Chefin kann ruhig auch mal was aushalten müssen;-)