Mittwoch, 29. Juni 2016

Wieviele Leben hat ein Pferd? Dolce ist heute schon wieder dem Tod von der Schippe gesprungen.

Dolce Vita - Gib nicht auf hat 3 neue Fotos hinzugefügt.
Gepostet von Anka Mahrholz29. Juni um 20:10
Wieviele Leben hat ein Pferd? Dolce ist heute schon wieder dem Tod von der Schippe gesprungen. Neurologische Ausfälle. Ist heute Mittag durchgedreht, weil sie vermutlich eine Luftembolie erlitten hat. Luft in den Venen. Das kann tödlich ausgehen. Es wurde rechtzeitig bemerkt, weil sie den Stall halb einschlug. Vor allem mit ihrem Kopf. Warum hatte sie das? Hat sich den Stöpsel (Sperre) vom Katheder "manipuliert". Nachdem sie mit Schmerzmitteln und Infusionen ruhig gestellt wurde, bin ich ausgetickt. Aber richtig.
Es ging schon früh los. Für heute war das Gespräch mit der OÄ abgemacht. Anruf wegen Zeitvereinbarung - nichts. Mehrfach versucht, um Rückruf gebeten. Nichts. Sind wir eben losgefahren. Wollten eh zu Dolce. Unterwegs in Nossen angehalten, Tierklinik angeschaut. Keine wirkliche Alternative. Dort noch mal angerufen und gleich der Telefonistin gesagt, dass wir in der nächsten Stunde angekommen. Kaum paar Minuten später kam der Rückruf der OÄ. Und die Information, dass Dolce gerade auf der Intensiv behandelt wird. Sie hofft, dass es wieder wird. Termin gab es nicht. Zuviel OPs und Vorlesungen.
Als wir ankamen, war Dolce wieder in ihrer Box und fraß auch schon. Es kamen zwei Wachhundstudentinnen auf uns zu und verboten uns den Zutritt zur Box. Das war lächerlich.
Ich sagte genau das und sie holten die OÄ. Die uns im Ernst den Zutritt verbot, keine Diskussion zuließ und zu ner OP entschwand.
Meine Beherrschung war damit im A..... Dolce, wie sie aussah. Die Sache mit dem Stöpsel. Das Verbot. Die ganze Zeit schon der Druck, die Angst, der Ärger, die Ignoranz. Diese Schulmedizin. Diese Starrheit, dieses System. Es reichte.
Nachdem ich erst Wut rausließ, was total Scheiße gegenüber Dolce war, kamen dann die Tränen. Die gegenüber Dolce noch scheißer sind. Und dann nahm ich den Vertrag und ging zur Verwaltung. Dolce geht dort raus. Punkt. Die sind bei mir heute endgültig durch. Nachdem die OÄ schon Montag bei mir ins Bodenlose gesunken war, weil sie wegen der OP sagte, sie werde die Stute gegen Mittag "umhauen"!
Jetzt muss ich mich eben überschlagen. Dolce lässt mir keine Zeit. Sie hat keine Zeit.
Weitaus seltener wird die Gefahr einer venösen Luftembolie thematisiert. Diese Erkrankung tritt traumatisch oder iatrogen beim Menschen häufiger auf, ist jedoch auch in der Veterinärmedizin bekannt. In dem vorliegenden Artikel werden zwei Pferde mit verschiedenen Grunderkrankungen beschrieben, bei  denen unvermittelt Schocksymptome  (blasse Schleimhäute,  Tachykardie) und ähnliche neurologische Symptome (Krämpfe, Erblindung, Veränderung der Propriozeption) auftraten. Außerdem zeigte ein Patient Koliksymptome (Kreislaufen, Niedergehen). In beiden Fällen wurde kurz zuvor ein offener Venenkatheter aufgefunden. Dadurch kann Luft über das Gefäßsystem eindringen und durch Störungen der Oxygenation und Blutzirkulation systemische Symptome einer venösen Luftembolie verursachen. Dazu zählen Anzeichen eines Kreislaufschocks mit Tachykardien, kalten Akren und blassen Schleimhäuten. Weiterhin kann es zu Hypoperfusion und Embolien im Gehirn
kommen, die zu den beschriebenen neurologischen Ausfallerscheinungen führen können. Angaben zur Toleranzdosen an Luft, ab dem klinische Symptome einer venösen Luftembolie auftreten können, variieren. Außerdem scheinen auch die Geschwindigkeit der Luftaspiration und das Gewicht und der Gesundheitszustand des Tieres eine Rolle zu spielen. Bei den hier beschriebenen Patienten unterschieden sich Verlauf und Dauer der Symptome. Dennoch konnten, nach unterstützenden therapeutischen Maßnahmen, beide Pferde in Heilung entlassen werden. Aufgrund des Fehlens spezifischer effektiver Behandlungsmöglichkeiten, erfolgt die Therapie einer venösen Luftembolie symptomatisch. Dazu zählen Kreislaufstabilisierung (Infusionen), Sauerstoffverabreichung und Entzündungshemmer. Weiterhin können neuroprotektive Ansätze (Dexamethason) versucht werden um die neurologischen Ausfallerscheinungen zu therapieren. Aufgrund des ungewissen Ausmaß und Ausgang einer venösen Luftembolie, ist das Hauptaugenmerk vor allem auf ein Vermeiden der Luftaspiration zu richten. Dabei stehen verschiedene Medizinprodukte aus der Humanmedizin zur Verfügung, die auch bei Pferden eine Anwendung finden könnten. Voraussetzung ist weiterhin, dass das Equipment kontinuierlich auf korrekten Sitz und fachgerechte Anwendung (zum Beispiel Vermeiden von Luftblasen in Spritzen und Luft in Infusionsleitungen) überprüft wird. Weiter Medizinprodukte aus der Humanmedizin, wie zum Beispiel diverse Filtersysteme, können helfen, das Risiko einer Luftembolie  zu  minimieren.  Die  Inzidenz  einer  katheterbedingten  venösen  Luftembolie  scheint  beim  Pferd  gering  zu  sein.  Dennoch  sollte  im Zusammenhang mit permanenten Venenzugängen immer auch eine Luftembolie als mögliche Komplikation in Betracht gezogen werden.
„Gras -  Ein Gruß von Zuhause. Überall Schläuche. Aber schmecken tut es. Gottseidank.“

Montag, 27. Juni 2016

Posts auf Facebook 26.06.2016 / 27.06.2016 - Wieder neue OP, weil Cast zerdonnert

Dolce Vita - Gib nicht auf hat 3 neue Fotos hinzugefügt.
Gepostet von Anka Mahrholz26. Juni um 21:14
Montag, 27.06.2016 Tag 11:
Anruf vormittag aus der Tierklinik. Cast kaputt. Eventuell muss Cast weggelassen werden, weil er Druckstellen verursacht, was sehr gefährlich werden kann. Meine Frage nach einer Orthese wurde verneint. Das gibt es nur im Humanbereich! Entlassung auch nur gegen ärztliche Empfehlung.
Neue OP Mittag angesetzt.
Anruf nachmittag auf AB: Dolce steht wieder. Kein Cast. Nur dicker Verband. Gespräch ab Mittwoch erst möglich.
Ich bin fix und fertig. Langsam werde ich pessimistisch.
Sonntag, 26.06.2016 Tag 10:
Waren heute wieder Dolce besuchen. Würde ja gern was Positives berichten. Mein Bauchgefühl sagt mir was anderes. Hab heute wieder Stunden mit Recherchen verbracht wegen Alternativbehandlungen. Haben auch die Dozentin beim Tierheilpraktiker Studium befragt. Alles unzufriedenstellend. So wie Dolce. Sie ist heute schon beim Aufhalftern vor der üblichen Spritze quer durch die Box geheizt. Für zwanzig Sekunden war sie auch zu uns höchst aggressiv und panisch. Und ich weiß die Ursachen und weiß nicht, wie ich sie ändern kann. Der Gips sieht auch schon wieder furchtbar aus.
Was ist das Konzept für unser Reha-Zentrum? Haltung und Herde, Zeit und Authentizität. Natürliche Autorität und Geduld. Wie bekomme ich das für Dolce hin? Andere Klinik, Alternative zuhause, Zustände dort verändern? Akzeptieren? Und hoffen, dass Dolce es auch akzeptiert wie es ist? Aushalten und von vorn beginnen, wenn sie wieder entlassen wird?
Es zerreißt mich. Würde sie sofort einpacken und wieder mitnehmen. Nach Hause. Was hindert mich daran? Angst und Unwissenheit. Ich brauch mehr mehr mehr Infos über ihre Verletzung. Viel viel mehr. Ich brauch alles, was ich dazu bekommen kann. Morgen schreib ich erstmal alle Orthopädiefirmen an, die mit solchen Pferden lt. Internet zu tun hatten. Und die Pferdebesitzer. Könnt ihr mir auch helfen?
Bitte teilen. Vielleicht kennt jemand jenanden, der jemand kennt, der jemand kennt...
Eure Anka.

Freitag, 24. Juni 2016

Post auf Facebook Dolce Vita - Gib nicht auf vom 24.06.2016

Ich kann sie verstehen, dass sie wegwill. Ich kann es nachempfinden. Heute kamen Gefühle aus vergangenen Zeiten hoch. Krankenhaus. Einsamkeit. Willkür. Ohnmacht. Es ist bei den Tieren nicht anders. Es gibt nette Ärzte und Pfleger, es gibt überforderte oder ängstliche Menschen, die mit Dolce zu tun haben müssen. Es gibt unterdrückt wütende und verständnislose Leute und die, die Dolce gern haben. Die gibt es auch. Wie im Kinderkrankenhaus.
Ich bin sehr traurig und fassungslos. Aus zwei Dingen, die ich heute erlebt habe. Das erste: Eine sehr nette ältere Pflegerin schaut uns verständnislos an:" Wieso dürfen Sie bei dem Pferd völlig ohne Probleme in der Box sitzen? Ich versuche mich auch schon bei ihr einzuschmeicheln. Aber sie ist nicht so wie jetzt. Harmlos, relaxt, wie eben ein liebes Pferd." (So ähnlich - ich merke mir nie genaue Wortlaute.) Warum bin ich fassungslos? Ich freue mich sehr darüber, dass jemand Dolce mag und Freund sein will. Aber einschmeicheln? Mit Leckerli bestechen? Ich erklärte der netten Frau unsere Strategie bei Dolce. Erst die Arbeit, dann der Lohn. Nicht anders. Genau das hatte ich paar Tage vorher mit einer Ärztin schon einmal besprochen. Dolce wird zur Wildsau mit Füttern aus der Hand. Die tötet für Futter! Was ist passiert? Nichts. Dolce trägt den Stempel "Gefährlich" weiter. Alles bleibt wie es war. Das macht mich traurig.
Zweitens wurde ich Zeuge, wie dort üblicherweise mit Pferden umgegangen wird. Ich glaube, jeder aus klassischen Pferdeställen kennt den Hexenbesen. Heißt bei mir so. Dieser Strohbesen. Den lernte ich damals das erste Mal kennen, wo ich Dolce kaufte und die Damen dort das Pferd verluden.... So werden auch hier in der Klinik die Pferde zur Behandlung gescheucht. Ich wurde unfreiwillig Zeuge, wie die Oberpflegerin der Hilfspflegerin erklärte, wie das Ding funktioniert. Bibi Blocksberg wäre entrüstet gewesen. Dabei ging Frau Oberkontrollar vorm am Strick des Pferdes, ein kleiner sehr untergewichtiger Rappe und zog kräftig das Pferd in Richtung Behandlung. Der Besen sollte schräg hinten (ich hab der Erklärung nicht folgen können!) das Pferd zum Laufen überzeugen. Die mussten an der Box vorbei. Und obwohl Zickeria Dolce schon die Zähne fast durch die Gitterstäbe hatte und ihre Ohren operationsreif angelegt waren, bevorzugte der Rappe eher Dolces Nähe als das der grünen Mafia. Frau Oberfeld hatte mehr Kraft, entschied dann zu einem kleinen Umweg, weil die ihre Richtung nicht mit dem Rappen harmonierte. Puh. Ich dachte, das wäre inzwischen ausgestorben.
Hier ist ganz dringend Weiterbildungsbedarf. Aber richtig dringend. Weil hier geht es auch und besonders um die Genesung der Tiere und die Sicherheit von Personal und Studenten.
Ist das Dolces Mission? Den Laden aufmischen, damit sich was verändert? Oder bleibt einfach ein Etikett und fertig. Cave.....So ein Sch.... Wort.

Dienstag, 21. Juni 2016

Screenshots von Posts auf Facebook 18.06. - 21.06.2016 (neue OP)

18.06.2016

19.06.2016
20.06.2016

21.06.2016

Dolce Vita - Gib nicht auf hat deinen Beitrag geteilt.
Gepostet von Anka Mahrholz21. Juni um 14:25
Jetzt geht Dolce in den OP. DAUMEN GANZ DOLL DRÜCKEN.
Kommentare
Dolce Vita - Gib nicht auf Dolce ist wieder draußen. Ganz ruhig aufgestanden. Steht relaxt da. Kommt anscheinend mit dem Verband besser klar. Wenn Pferde doch nur sprechen könnten.
Gefällt mirAntworten2Kommentiert von Anka Mahrholz21. Juni um 21:32

Status 21.06.2016 um 21.00 Uhr : Neuer Cast ist dran. Narkose gut verlaufen. Aufstehphase auch gut. Hatte auch anschließend relaxed in der Box gestanden. Scheint auf den neuen Verband gut anzusprechen. Vielleicht war ja doch der "Gips" nicht ganz ok. Hoffentlich war es das.

Sonntag, 19. Juni 2016

Holt mich hier raus - ich bin ein Star!

Und genau das ist ungerecht. Es schreit nach Ungerechtigkeit.
Hier bin ich, Dolce Vita. Eingesperrt in Mindestmaßen. Habt ihr mal gesehen, wie groß Ich bin? Das ist doch Blödsinn, was hier läuft. Eure Wohnzimmer sind größer als mein 24h/7Tage die Woche Knast.
DAS IST GEMEIN!
Chefin hat mir versprochen, dass ich nicht mehr eingesperrt werde. Sie hat mich belogen. Es sollte mir auch nicht mehr schlecht gehen. Gelogen. Und verlassen tut sie mich auch. Kommt mal ne Stunde oder zwei lang und die restlichen 22h ist sie nicht da. Auch keiner von den anderen. Meine Pferdekumpels sind auch nicht mehr da. Alle weg. Ich bin weg. Wieder weggebracht worden. Bin wohl doch zu anstrengend.
Und Schmerzen hab ich. Mann tut das weh. Das hält doch keiner aus. Den ganzen Tag, die ganze Nacht. Das komische Ding an meinem Bein geht  bis zum Gelenk hoch. Wenn ich es knicken will, drückt es mir ins Bein. Also stelle ich es nach vorn ab. Dafür tut das andere dann weh. Da ist auch was dran. Ist wie im Winter, wenn sich der Schnee im Huf aufballt. Das ist so sch..... dadurch tut mir mein Rücken weh. Weil ich nicht gerade stehe.
ICH BIN SO WÜTEND.
Ich knirsche vor Wut mit dem Zähnen oder zerlege das Heunetz. Das Heu schmeckt mir auch nicht. Und es ist staubig und riecht komisch. Ich hasse es. Ich will Gras. Da kommen die hier alle paar Stunden mit Mohrrüben. War erst ganz cool. Aber ich bin nicht blöd. Da paar Möhrchen und dann ran an mich. Zeug spritzen. Ich fletsche jetzt schon mit dem Zähnen, wenn sie die Tür aufmachen. Hier kommt keiner rein.
Neee. Und nu? Geben sie Müsli und binden mich von außen fest und geben das Zeug durchs Gitter. Geschickt sind sie. Aber abwarten. Ich bekomme dreimal Zeug in die Infusionsnadel. Früh drei Spritzen, Nachmittag eine und nachts eine.
Heute war Chefin Nachmittag noch da. Durfte sie mal eben das übernehmen. Weil sie ja zu mir rein darf. Ich dachte, ich spinne. Das ist Verrat!!!!! Hab natürlich ordentlich die Meinung gesagt. Ihre Tochter hat ziemlich mit mir geschimpft und Chefin sagte: Ok. Da wirst du jetzt alle paar Minuten eine Spritze bekommen,  bis du sie akzeptierst. Hallo???? Was soll das heißen? Ich hielt dann lieber erst mal stille. Sie spritzte dann die Lösung zum spülen rein. Dann die eigentliche Medizin. Eine fette Spritze. Und dann wieder das "Spüli". Bissel dämlich stellten sich beide - Mutter und Tochter- schon an. Also vor allem Chefin. Hihi. Sie dachte, sie müsste ein Loch mit der Nadel treffen. Oje. Blind wie n Maulwurf. Da ist kein Loch. Na nu weiß sie es. Traurig ist sie. Weil ich so unkooperativ bin. Das Spritzen tut nicht weh.
ABER ICH WILL ES NICHT. ICH WILL NACH HAUSE.
Ich bin so wütend und enttäuscht. Die sind dann wieder gegangen. Ich hab gerufen und gerufen. Und die halbe Box zerlegt. Die können nicht ohne mich gehen. Ich halte das hier nicht aus. Das ist schrecklich hier. Komische Geräusche. Schreckliches Gejaule von Hunden, Katzenjammern, Pferdeschreie. Ich hab Angst.
Sie sind wieder gegangen. Ich hab gekloppt wie ne Irre. Mit dem Gips ist das richtig richtig laut. Was macht Chefin? Geht weiter und heult. Als wenn ich mir davon was kaufen könnte. Mann. Schau, dass du ne andere Lösung findest. Ich bleib hier keine acht Wochen. Ich mach die alle kaputt. Dann schmeißen die mich raus. Und ich kann wieder nach Hause.
Gibt es denn wirklich nur diese Variante???? Helft mir. Ich geh hier kaputt.

Freitag, 17. Juni 2016

Dolce Vita - Cave - gefährlich


Tag 1 nach Worst Case. Dolce Vita gefangen in ihrer Vergangenheit und vor ihrer Zukunft. Die Gegenwart der absolute Tiefpunkt. Hoffe ich. Denn wenn er es ist, geht es wieder aufwärts. Irgendwann.

Dolce ist wie ein Tiger im Käfig, sie ist aggressiv und angespannt, hat große Schmerzen und will weg. Sie knurrt und beißt, knirscht ständig mit den Zähnen. Sie rennt eine Runde nach der anderen durch die Box, obwohl sie Ruhe braucht. Erst nach einer Stunde unseres Aufenthaltes bei ihr fing sie an, sich etwas zu entspannen und gähnte furchtbar. Die ersten Momente aber war sie die Dolce von damals. Unzugänglich, absolut aggressiv und bissig. Nur schlagen kann sie nicht, das tut ihr zu weh. Ich könnte heulen vor Trauer und Wut. Wieder alles im Eimer? Die ganzen Erfolge der letzten Jahre? Oder sogar alles vorbei?

Die Tierärztin berichtete von der OP gestern. Sie verlief ganz gut, aber das Aufstehen war ganz und gar nicht gut und Dolce hatte enorme Schwierigkeiten. Sie brauchte zwei Stunden für die Aufwachphase, soll ultralange sein und kann deshalb schon wieder Komplikationen bei den Organen hervorrufen durch das lange Liegen. Sie war heute früh sehr schlecht drauf, ist aber schon wieder in besserer Verfassung, so dass sich vielleicht nichts dramatisches mehr ergibt. Der Fuß ist gut verpackt in dem Cast, eine Art Gipsverband, nur aus Glasfaser wegen Nässegefahr. Sie soll den Fuß absolut still halten. Tut sie aber nicht. Die nächste Gefahr lauert nun für das andere bein. Da sie ihr kaputtes Bein nicht belastet, kann auf dem anderen eine Belastungsrehe entstehen. Die kann aber nicht abheilen, weil der Grund ja nicht verschwindet. Überfütterungsrehe - Maßnahme Futter weg, Belastungsrehe - Maßnahme Belastung weg - wenn Dolce es nur tun würde. Sie haben außerdem Angst, dass sie sich hinlegt, weil sie nicht wissen, was passiert, wenn sie wieder aufsteht.

Zum Stand jetzt haben wir bereits 1500 Eur verballert. Jeder in der Klinik empfielt das Einschläfern. Die Chancen stehen nicht gut, Risiken gibt es dafür um so mehr. Der Aufenthalt wird sich auf 8 - 12 Wochen belaufen. Die Kosten auf 6000 Eur (aufwärts). Solange muss sie ihr Cast tragen, solange darf sie die Box nicht verlassen. Alle zwei Wochen (wenn sie Glück hat und nicht Schaden macht) wird der Cast gewechselt. unter Narkose...
Der gesunde Menschenverstand sagt, das geht gar nicht. Das grenzt doch an Tierquälerei. Und die Kosten, das ist das Pferd doch niemals wert. Wo willst das denn auftreiben, wo betteln gehen?

Und dann seh ich in Dolces Augen. Sehe ihre Wut, die meine ist. Sehe ihren Willen, der nicht gebrochen ist. Sehe ihren Kampfgeist. Ja ich sehe auch ihre Schmerzen, sehe ihre aufgequollene Haut. Aber ich habe auch die Bilder von damals im Kopf. Und weiß, was sie in den letzten Jahren alles geschafft hat. Und bis gestern war sie fit wie nie. Wenn es einer schafft, dann Dolce. Sie ist eine Kämpferin. Und solange sie kämpft, werde ich alles tun, auch betteln. Und meinen Stolz beiseite schieben. Das Geld darf kein Kriterium sein. Andere kaufen sich von dem Geld einen Klunker für den Mittelfinger....

Solange Dolce kämpft, kämpfen wir auch. Und das Team der Klinik. Das haben sie gesagt. Die Entscheidung des Einschläferns kann ich jederzeit treffen. Oder muss ich treffen, wenn es nicht mehr vereinbar ist, tragbar, tierschutzwidrig.

Oh Mann, ich kann nicht schon wieder diese Entscheidung treffen. Bitte. Sie hat doch so hart gekämpft. Wir haben so hart gekämpft. Es darf nicht immer alles umsonst sein. Das pack` ich nicht.

 
 

 

 


Auf https://www.facebook.com/dolcevitagibnichtauf/ habe ich eine Seite eingerichtet. Ich geb mein Bestes, um Euch auf dem Laufenden zu halten. Dort findet Ihr mehr Fotos und Videos.

Drückt alle Daumen und dann wird es gut gehen.

Eure Anka

Weidekontrolle - Wer hat Dolce das angetan?


Hab alles abgesucht. Nichts zu finden, was den Schaden von Dolce erklärt. Die Weideparzelle hab ich vorsichtshalber geschlossen. Werde mal mit den Eggen drüber gehen, ob da was hoch kommt. Die Leute haben früher ja ihren Müll vergraben, heute wird er hingeworfen. Für so einen tiefen Schnitt muss es eine Erklärung geben. Und die muss ich finden. Und ich hab sie noch nicht gefunden. Das macht mich rasend.

Und jetzt fahr ich in die Klinik, Dolce besuchen.

Eure Anka

Donnerstag, 16. Juni 2016

THE WORST CASE - Dolce Vita ist in der Klinik

Tragischer Weideunfall mit Dolce Vita

Am 16.06.2016 um 9.00 Uhr holte ich (Chefin) den Wasserwagen von der Koppel zum Auffüllen. Die Pferde standen auf einer Weideparzelle, die ich gestern abend erst geöffnet hatte. Alles war ruhig. Futter genug, kein Gestreite nötig.
Als ich gegen zehn den Wasserwagen zurück brachte und den Koppelgang öffnete, wieherte mir Dolce entgegen. Sie stand beim/im Stroh. Allein. Meine Tochter war neben mir. Wir hörten beide sofort, dass was nicht in Ordnung ist. Scheiße war das erste, was uns aus dem Mund entfuhr. Dolce wiehert immer entgegen. Aber das war ein anderes Wiehern. Da war wieder was passiert. Wir kennen das inzwischen. Leider.
So schnell es ging, fuhr ich mit dem Wasserwagen hin. Der steht auch im Schatten beim Stroh. Dolce kam nicht entgegen. Aber wieherte weiter.
Als wir bei ihr ankamen, sahen wir das Blut schon an ihrer Fesselbeuge. Sie hatte sich irgendwo verletzt. Hängen geblieben, Ein Tritt, keine Ahnung. Es blutete.

Also ab rein in die Anlage und versorgen. Dolce konnte nicht laufen. Aber sie versuchte mit uns mitzukommen. Auf drei Beinen. Mir rutschte mein Herz in die Hose.
Es dauerte ewig. Meine Tochter übernahm sie dann, Ich holte Verbandszeug, warmes Wasser, saubere Tücher, Blauspray. First Aid Tropfen. Das war ganz gut, Denn Dolce beeilte sich deswegen, weil ich nicht mehr zu sehen war. Es war furchtbar, sie hopsen zu sehen. Immer wieder musste sie anhalten und schnaufte und keuchte vor Anstrengung.
Beim Auswaschen sah ich, dass nicht nur Blut floss. Tierarzt!!!! Hier ist mehr als eine Schürfwunde. Die Lahmheit deutete eh schon darauf hin.

Es dauerte noch eine Weile, wir holten uns Campingstühle und leisteten Dolce Gesellschaft, da sie keine Minute ohne uns bleiben wollte.
Die Tierärztin konnte leider nicht Positives sagen. Sie meinte, die Sehnenscheide könnte durch sein, das heißt Klinik. da hätte sie wenigstens eine Chance. Zuhause könnte sie wegen der hohen Infektionsgefahr zugrunde gehen. Die Tränen stürzten uns in die Augen. Klinik. Nicht schon wieder. Bisher hatte ich noch kein Pferd lebend zurück geholt. Mein eigenes Pferd Mayson ist 2012 dort eingeschläfert worden. Pferde von Freunden, die ich hin gefahren hatte, kamen auch nicht zurück.

Nein. Neeeiiiin. Neeeeeeiiiiiiiiiiiinnnnnnn. Keine Klinik.

Wir sind doch Tierheilpraktiker. Wir haben ein Rehazentrum. Dolces Rehazentrum. Es heißt Dolce Vita, weil sie das beste Beispiel für unser Können ist. Sie war doch erst jetzt im Leben richtig angekommen. Sie hatte es geschafft. (Bis auf die Hufe....)

Und jetzt Klinik? Vielleicht Tod? Neeeeeiiiiinnnnn. Ich will nicht.

Nach vielen Tränen und auch sachlichen Überlegungen und Diskussionen entschieden wir uns zu fahren. Es wäre grob fahrlässig, wenn wir sie auf Risiko zu Hause lassen. Wie gut waren wir denn schon. Hätte es für Dolce gereicht? Und wenn nicht? Das können wir nicht beantworten.

Dolce wurde ordentlich sediert. Sie konnte eh kaum gehen, war aber immer noch kontra. So leicht ließ sie sich nicht brechen. Ihr Wille ist eisern. Das ist auch der Punkt, woran ich glaube. Wenn es einer schafft, dann Dolce. Sie ist unbezwingbar.
Das Verladen war eine Tortur für uns. Zu dritt, drei Mädels, zogen wir die sedierte Dolce in den Hänger. Meine Muskeln werden alle im A... sein.

Zwei Stunden Fahrt waren es bis in die Uniklinik. In Leipzig ließ die Sedierung nach, Dolce erwachte und fing an, im Hänger zu randalieren. ich betete, dass alles heil blieb, vor allem Dolce, die Dreibeinige. Völlig erschöpft kamen wir an. ich wurde hin und her gescheucht, bis ich den richtigen Platz fand.
Die Leute dort waren anfänglich sehr reserviert und unfreundlich.
Wir fielen sicherlich in die Kategorie Assi. Wegen Dolces Hufe. Mensch Dolce. Da kam dieses Thema zum Verhängnis. Einmal hatte Dolce die Hufpflege verweigert. Dann hatte ich sie nicht vorgestellt, weil ich gerade extreme Rückenschmerzen hatte. Der nächste Termin stand jetzt wieder an. Aber der Weideunfall kam uns zuvor. Strafe folgt auf dem Fuß....
Dolce ging natürlich ohne mich keinen Schritt. Das dort ist alles schrecklich. Das wollte sie nicht. Aber die Leute dort bekamen gleich ihre erste Lektion in Pferdeverhalten. Denn von ihrem Gebrüll und Besen und Klatschen ließ Dolce sich nicht beeinflussen.

Zuerst klärte ich sie deshalb erst mal auf, dass dieses Pferd kein braves Schulpferd ist, sondern gefährlich. Wenn der Schalter fällt. Sie hat schon einige Möchtegerne in die Ecke befördert. Mit Hoppla, jetzt komm ich, kann es ganz schlecht aussehen. Das sollten sie wissen. Deshalb ging es auch in dem Gespräch über Dolces weitere Behandlung darum, ob sie dort sich mit diesem Pferd auseinander setzen wollen.

Dolce wurde nun untersucht, wobei ich keinen Zentimeter von der Stelle weichen durfte.Sofort knurrte Dolce los oder schrie sogar. Die Ärzte stellten sich dann gottseidank drauf ein. Ich wurde eben mal Schwester.... Sie bekam einen Zugang, der angenäht wurde, damit sie nicht ständig neu gepiekt werden musste. Soviel Gift, wie sie nun hatte, musste wohl auch alles andere töten. Sie wurde geröntgt, ich auch, leider. Dann wurde die Wunde wieder neu verbunden. Ich hielt ihr Bein, sie war so tapfer. Und doch wie ein kleines Kind. Sie lehnte auch immer wieder den Kopf an mich oder meine Tochter. Wie als wenn sie sich versteckte.

Die Auswertung der Röntgenbilder waren ein Schock. Vermutlich schlimm. Ohne OP keine Chance. Die Kosten beliefen sich inzwischen auf 1500 Eur. Wenn es nur die Sehnenscheide ist, würden wir bei 14 Tage Aufenthalt so bei 3 - 4000 Eur sein. Wenn die obere Beugesehne durch ist, wird es teurer. Wenn die tiefere Beugesehne durch ist, dann kommen fix 5-6000 Eur zusammen. Unklar ist dabei, ob sie je wieder lahmfrei sein wird und als Reitpferd einsetzbar. Oder ob sie nach der Narkose ohne sich was zu berechen, aufstehen kann, ob sie die Stützorthese, (das richtige Wort muss ich erst noch einmal erfragen, Castverband oder Carst oder keine Ahnung).akzeptiert. Sie bekommt bei der OP für das andere Vorderbein Gips, damit sie gleich hoch steht. Dadurch können sich weitere Komplikationen ergeben. Infektionsrisiko ist ebenso hoch.
Irgendwann konnte ich nicht mehr zuhören. Ich wurde erschlagen mit schlechten Nachrichten.

Weil viel schlimmer war, ließ Dolce sich überhaupt auf die Behandlung ein? Ich musste ja jetzt gleich gehen.

Wieder Tränen, wo kamen die bloß her. Verdammt. Wie soll ich da nachdenken. Es geht hier nicht um mich. Was bedeutet es für Dolce? Ist es Tierquälerei, ihr keine Chance zu geben? Ist es Tierquälerei, sie in diesen Behandlungsmarathon zu schicken? Wird sie den Glauben an die Menschen erst recht verlieren und alles war umsonst, wenn sie dicht macht? Oder wird sich ihre Einstellung verbessern, weil alle sie hier retten wollen und das spürt sie. Und sie bekommt jeden Tag volle Aufmerksamkeit. Das schaffe ich zuhause nicht. Aber sie steht wieder in einer Box. Die sieht genauso aus wie die, von der sie kam. Alte Erinnerungen? Oh Gott, mein Kopf platzt gleich.

Kurzum, wir haben jetzt eh schon Kosten ohne Ende produziert. Sie geht ab in die OP und wir beten dafür, dass es nicht so schlimm ist. Bisschen Glück kann sie doch auch haben oder?

 

Typisch Dolce - ungebrochen!

Um 18 Uhr verließen wir die Klinik und Dolce wurde in den OP geschoben. Die Heimfahrt war nicht angenehm, obwohl wir zwei nette Tramperinnen noch mitnahmen. Unterwegs kam der Anruf aus der Klinik:
THE WORST CASE - ALLES DURCHGETRENNT. Bis in die tiefe Beugesehne. Einschläfern gleich? Oder wollen sie noch nachdenken?

Ich klammerte die Hände ans Lenkrad. Starrte auf die Autobahn und sagte: Ich fahre gerade, diese Entscheidung treffe ich jetzt nicht.

Zuhause gegen zwanzig Uhr angekommen, versorgten wir die Pferde, als wenn nichts gewesen wäre. Das Gehirn ließ keine Gedanken zu. Wir mussten funktionieren. Es standen hier noch mehr Pferde und Esel. Alle mit ihren eigenen Bedürfnissen. Und die Hunde hatten auch noch Hunger. Hundefutter vergessen zu holen unterwegs. Sch.... Noch mal los. REWE hat bis 22 Uhr auf. Es ist 21.36 und zwanzig Minuten fahre ich. das schaffen wir. Um 21.58 hechteten wir in den REWE, um 21.58 waren wir wieder draußen. Unter 60 Sekunden. Geil....

Auf der Rückfahrt wieder ein Anruf aus der Klinik. Dolce hat es geschafft, aufzustehen. Es war eine sehr schwierige Aufstehphase, der Kreislauf ist auch im Eimer, aber sie hat sich nichts gebrochen.

Oh Mann. Was für ein fruchtbares Drama. Wozu ist das nötig? Warum passiert es immer wieder der schönen Dolce Vita? Dem Flaschenkind, was es doch verdient hätte, ein gutes Leben zu haben.

Morgen fahre ich zu ihr und bring ihr eine Riesenportion Mut und Optimismus mit. Den werde ich schon zusammen kratzen. Für andere reicht das Zeug immer. Und wenn ich die Hoffnung verliere, dann ist eh Schicht. Das darf nicht sein. Aufstehen. Weiter kämpfen.

Eure Anka