Dienstag, 29. November 2011

Horror - Hufschmied


Heute war ein ätzender Tag. Ich musste heute zum Hufschmied. Das ist für mich wie bei manchen Menschen der Zahnarzt. Ich mag das nicht. Es tut ja eigentlich nicht weh. Aber ich finde es trotzdem doof und das habe ich auch gesagt. Am Anfang vorn war ich noch nett. Beim ersten Hinterhuf habe ich dann schon missmutig reagiert mit zappeln, wegziehen, ausschlagen. Aber beim letzten Huf hatte ich die Faxen dicke. Das war ein Kampf. Aber die haben nicht nachgelassen. Haben immer wieder festgehalten, neu aufgenommen, geschimpft und am Halfter geruckt. War sehr anstrengend. Aber jetzt sehe ich wieder schick aus. Nur dass ich jetzt nicht mehr laufen kann. Durch das überständige Hufwachstum hatte ich inzwischen eine leichte Fehlstellung. Und dann ist der Boden hier so hart. Mir tut alles weh. Sicher auch durch mein Gezappel. Das wird noch `ne Weile dauern, ehe ich wieder gut laufen kann. Wenigstens sind wir immer noch den ganzen Tag auf der Weide, da ist es für mich angenehmer.

Weidekumpel Die anderen finden mich nett und
wollen bei mir weiden, aber
Ab zur Chefin ich gehe lieber zur Chefin.

Donnerstag, 24. November 2011

Putzen und Hufe kratzen - mit mir nicht

Heute hat die Tochter meiner Chefin Geburtstag. Da hat sie wenig Zeit für uns alle. Ich stehe immer noch im Offenstall. Ist gar nicht schlimm. Kann ich laufen, wie ich will, habe meine neuen Freunde hier bei mir. Die Ponys sind so süß. Ich mag die beiden total. Die Fuchsstute trampelt mir immer noch hinter her. Ich freue mich immer, wenn Chefin kommt und wiehere ihr entgegen. Manchmal nimmt sie mich mit an die Anbindestange. Dann putzt sie mich und putzt die Hufe. Erst dann bekomme ich einen Eimer Kraftfutter. Am Anfang habe ich es ihr ganz schön schwer gemacht. Beim ersten Putzen kam sie grad mal bis zu meinen Rippen, dann habe ich gesagt, Schluss, ziemlich eindeutig mit Hinterhand rumwerfen und Drohgesicht und Knurren. Jaja, ich kann knurren. Das ist schon angsteinflößend. Sie hat dann noch meine Vorderhufe gesäubert, aber von meiner Hinterhand abgelassen. Nachdem ich sie dann doch noch ein wenig weiter hinter gelassen habe, habe ich dann Futter bekommen. Na das wusste ich doch nicht vorher. Beim nächsten Mal wollte ich das Futter natürlich sofort, habe ich aber nicht bekommen. Der Eimer stand zwar noch nicht da, aber ich war mir sicher, dass sie den irgendwo hatte. Es roch danach. Ich bin ja nicht doof. Na gut, selbe Prozedur, Putzen, Hufe vorn, heute dann ging es an die Hinterhand. Gaaaaaannnnz vorsichtig, sonst zeige ich Dir, wo der Hammer hängt! Am darauffolgenden Tag ging es wieder ein Schritt weiter. Mit den Hinterhufen. Na das kannst Du knicken. Die kriegst Du nicht. Ich kann nicht nur gut nach hinten ausschlagen, sondern auch seitlich oder vor. Aber Chefin wunderte sich darüber gar nicht. Sie meinte nur, dass kenne sie bereits. Ihre Löwenmutter kann das auch. Und da müssen wir jetzt durch. Nächste Woche kommt der Hufschmied, bis dahin muss das klar sein. Irgendwas macht mich ein wenig stutzig bei ihr. Ich kann zwar diskutieren, aber sie geht nicht darauf ein. Was gemacht werden muss, muss gemacht werden, basta. Und wenn ich ewig diskutiere, sie lässt nicht locker. Das hat sie von ihrem Hafi gelernt. Sie musste nur länger durchhalten als er, damit er macht, was sie will. Und der kann laaaange durchhalten. Sturer Esel, Ziegenpeter und so wird er manchmal genannt. Na solange halte ich nicht durch. Ich will schließlich zu meinem Eimer. Das Zuhauen, Beißen oder Steigen fruchtet auch nicht. Da motzt sie mich ordentlich an, dann hör ich erst mal verwundert auf. Wieso hat die denn keine Angst vor mir. Ich mache mich groß wie eine Giraffe und die holt einfach meinen Kopf wieder runter. Ist ganz schön anstrengend der Kampf. Und irgendwie fange ich an, sie richtig zu mögen. Aber der Kampf ist noch nicht zu Ende, sei darauf gefasst…

Donnerstag, 17. November 2011

Neues Leben - neuer Name

Heute hat Chefin von mir Fotos gemacht. Sie will meine Fortschritte dokumentieren. Garnicht so einfach, Fotos zu machen, da ich ihr hinter her laufe. Macht sich da sehr schlecht, Fotos von meinem Hinterteil zu bekommen. Ich will das ja auch nicht, bin ja nicht so schön. Obwohl erst ein Mädel gesagt hat: Oh ist die schön... Die anderen hatten sich bisher über mich erst einmal erschrocken. Ich bin aber zu allen nett. Muss mich ja benehmen, wenigstens am Anfang, nicht dass sie mich gleich wieder wegbringt. Wenn ich dann weiß, wo der Hase lang läuft, werde ich schon mein Wahres Ich zeigen...

Übrigens heiße ich nicht mehr Dolly. Neues Leben, neue Haltung, neuer Name, sagt Chefin. Erst sagte sie nur Dolce, aber die meisten verstehen dann Deutsche - na das ist ja wirklich blöd. Also kommt ein La davor von La Dolce Vita - Das süße Leben. Und so heiße ich La Dolce - die Süße. Namen sollen den Charakter wiederspiegeln. Rocket ist schließlich auch so schnell wie eine Rakete... Aber ob ich süüüüüüß werde?

Dienstag, 15. November 2011

Ankunft auf der Ranch

Der Tag meiner Reise ins neue Leben. Ich bin stinksauer. Sie haben mir mein Baby doch wieder weggenommen. Nicht mal ordentliches Futter habe ich gekriegt. Wegen meiner Milchproduktion. Der Stress setzt mir zu. Ich bin klapperdürr, mir ist kalt und ich bin einsam und verzweifelt. Dann kommt die Neue. Meine Besitzerin verfrachtet mich in den Hänger. Das wird ein ganz schöner Kampf. Ich habe keinen Bock drauf. Aber im Hänger gibt es wenigstens was zu essen. Was denn jetzt, die Klappe ist zu. Ich kloppe den Hänger klein, wenn ich hier nicht raus komme. Oh, jetzt muss ich aufpassen. Das Ding bewegt sich. Ich habe mächtig Schwierigkeiten. Da meine Zehen zu lang sind und meine Hufe ausgebrochen, kann ich mich schwer halten. Aber das Heu tröstet mich. Sobald der Hänger steht, kloppe ich wieder. Lasst mich raus, verdammt noch mal. Die Fahrt dauert ewig, habe ich das Gefühl. Meine neue Chefin fährt langsam, als wenn ich ein rohes Ei wäre, aber ich habe wirklich Schwierigkeiten. Durch meine Angstschi… wird es jetzt auch noch rutschig.
Irgendwann kommen wir endlich an. Bloß raus hier. Ich gehe gleich mal allein. Meine Chefin hat keine Chance. Lass mich bloß in Ruhe. Wo bin ich denn jetzt hier gelandet? Es ist neblig, kalt und die Wiese ist gefroren. Ich laufe erst mal hin und her. Da kommen Pfeeerrrddddeee, wie schön – ich bin nicht allein. Die sind zwar hinterm Zaun, aber neugierig. Scheinen auch nicht böse zu sein. Die eine kommt mir bekannt vor. Sieht aus wie ich, nur schwarz und schööön. Ich will auch so schön sein. Die hat so tolle Muskeln und Fleisch und schwarzes glänzendes Winterfell. Ich dagegen bin bis auf die Knochen abgemagert, habe fast überhaupt keine Muskeln und dünnes fuchsfarbenes Fell. Aber auf meine Blesse bin ich stolz. So eine hat keine. Und größer bin ich auch. Wenigstens etwas. Meine Chefin erzählt mir, dass wir denselben Großvater haben - Donnerhall, war irgendein Superhengst. Was interessiert‘s mich. Davon fühle ich mich auch nicht besser.
Mit meiner Chefin habe ich mich inzwischen auch angefreundet. Sie gibt mir Sicherheit, passt auf mich auf, gibt mir Futter und Wasser. Ich laufe ihr hinterher wie ein Hündchen, ich habe Angst, dass sie mich allein lässt. Aber das macht sie erst mal nicht. Ich sehe sie die ganze Zeit irgendwo wuseln, misten, Heu machen, Zäune spannen. Zwischendurch kommt sie immer wieder zu mir auf die Wiese. Jetzt hat sie mir grad erzählt, dass ich doch keine Box bekomme. Wassss? Wo soll ich denn hin? Ich sei viel zu dünn und auch so aufgeregt. Sie hat Angst, dass ich mir was weghol‘. Ich ziehe zu den Haflingern und Shettis in den Offenstall. Die freuen sich, da bekommen sie jetzt die nächsten Tage mehr Futter wegen mir. Ich habe keine Probleme mit den Dicken, die tun mir nichts. Meine Chefin hat das auf der Weide überprüft. Ich bin denen wahrscheinlich zu groß. Ich denke, dass die große Schwarze das mit den Haflingern schon geklärt hatte. Apropos Weide. Nachdem der Nebel und der Frost endlich weg waren, durften wir alle raus, aufgeteilt natürlich. Hat die nicht tatsächlich noch Weide mit Gras drauf? Richtig Futter? Wahnsinn. Das ist so lecker. Langsam komme ich zur Ruhe. Die eine Fuchsstute, die wohl auch noch nicht so lange hier ist, folgt mir auf Schritt und Tritt. Ist fast schon unheimlich. Aber die ist nicht böse. Nur ein wenig panisch zu den Menschen. Wer weiß, was die für Probleme hat. Mich scheint sie toll zu finden. Ich, naja, schauen wir mal. Die große Schwarze interessiert mich mehr, die steht aber auf der Nachbarweide und guckt immer rüber. Zwei Giftziegen sind auch da drüben. Die spielen sich auf. Na wartet, wenn ich Euch erwische. Dann ist da noch eine, die scheint die Mutter von der kleineren Schwarzen zu sein. Die greift immer ein, wenn die Kleine zu mir an den Zaun kommt. Das kenne ich. Das ist auch so eine Supermutti wie ich. Löwenmutter, sagt Chefin dazu. Die kam auch als Pferd des Grauens zu ihr. Aber die durfte wenigstens ihr Baby mitbringen. Aber jetzt scheint sie in Ordnung zu sein. Ich werde auch in Ordnung. Versprochen. Wenn Chefin das Richtige tut. Hoffentlich weiß sie, was sie tut.

So sehe ich aus!

Fotogalerie unter www.rocketsranch.de