Dienstag, 31. Januar 2012

Väterchen Frost und Mütterchen Natur - wie wir den Kälteeinbruch erleben!

Heute ist es bitterkalt und es soll noch kälter werden, bis minus 18 oder 20 Grad. Spinnen die da oben? Wir sind so froh, dass tagsüber die Sonne scheint und wir auf die Weide dürfen. Dort ist es weich. Naja jedenfalls nicht so hart wie drinnen. Die Paddocks sind tief durch gefroren. Ich kann gar nicht laufen. Es tut so weh an den Hufen. Die anderen laufen auch, als hätten sie das erste Mal Stöckelschuhe an. Ich bewege mich sowieso nicht wirklich viel, denn ich muss meine Energie für die innere Heizung aufsparen. Die läuft auf Hochtouren, um die Körpertemperatur zu halten. Wir sind ja schließlich keine Fische, die sich der Außentemperatur anpassen. Chefin gibt uns zur Unterstützung der Heizung zur Zeit massig Heu, Silage und Kraftfutter. Trotzdem ist es hart. Wir haben auch Unmengen von Stroh im Stall. Aber ich bin so froh, dass ich nicht mehr allein aufgestallt bin, dann würde ich wahrscheinlich frieren. Wir haben oben zwei Einerställe und zwei Zweierställe. aber wir stehen zu dritt in dem 16 m² Stall. Da kann man es aushalten. Ist ja alles offen, wenn einer nicht mehr will, geht er in den anderen. Meist kommt er aber nach kurzer Zeit zurück. Die Hafis stehen auch zu dritt drüben in dem 18 m² Stall. Die haben dasselbe Problem. Nur sie bekommen nicht so viel Zusatzfutter, haben aber genug Fettreserven. Die habe ich nicht. Aber das Glück war auf meiner Seite. Wo ich hergekommen bin, war ich spindeldürr. Wenn da die Temperaturen gekommen wären, oh je. Dann hätte Chefin sicher mir einen Stall geheizt. Erfrieren hätte sie mich nicht lassen, da bin ich sicher. Aber in der freien Natur wäre ich schon tot. Weil ich auch nicht soviel Futter gefunden hätte, ich bekomme ja Heu, Silage, Müsli und Soja für den Fleischaufbau. Wo soll ich denn das in der freien Natur finden?
Die anderen Pferde unten  stehen sogar alle zusammen. In der Nacht stehen die Ponies auf dem Hof, auch zu zweit, dann stehen die anderen zu sechst in dem 25m² Stall oder an der Silagerolle!!! Schlafen tut bei diesen Temperaturen keiner mehr. Wir sind entweder ein wenig im Schritt unterwegs oder fressen, fressen, fressen. (GottseiDank haben wir 24h Heufütterung.) Erst tagsüber, wenn die Sonne raus kommt und wir auf die Weide tappeln, legen wir uns hin oder dösen vor uns her. Es ist eine harte Zeit. Hoffentlich ist sie bald vorbei. Training machen wir gerade alle gar nicht mehr. Bin ich auch froh drüber, dass Chefin so einsichtig ist. Das würde uns unsere letzten Kräfte rauben. Wenn wir nachts wach sind und tagsüber arbeiten sollen, wer soll das aushalten? Bei den Temperaturen kann man ruhig ein bisschen Nachsicht verlangen. Wir können uns schließlich nicht in die warme Stube setzen und auftauen, wie Chefin, wenn sie erfroren nach dem Kampf gegen die steinharten, tief angefrorenen Pferdeäppel und drei zerbrochenen Hacken aufgibt und verschwindet. Den Kampf gegen den Frost auf den Paddocks verliert sie gerade, aber wenigstens in unseren Ställen ist jeden Tag alles Gefrorene raus und eine neue Schicht Stroh drin. Wir liegen zwar nicht, aber wenn wir liegen wollen würden, würden die Pferdeäppel nur an allen Ecken drücken. Aber die sammelt sie raus, notfalls per Hand.  - Nur für den Fall, falls wir uns mal hinlegen wollen.  - Was wir aber nicht tun, weil – ist zu kalt!  - Wir müssen fressen, fressen, fressen!!! Die ganze Nacht. Nur so bleibt unsere Heizung an. Mir tun meine Kollegen aus den Boxenställen manchmal sehr leid. Die stehen mindestens die ganze Nacht allein, drehen sich meist im Kreis, um sich zu bewegen, damit sie nicht frieren. Das Heu von abend haben sie meist schon gegen neun alle, manchen wird nicht mal Stroh eingestreut, wo sie weiter knabbern könnten, sondern die haben Häcksel oder Sägespäne. Furchtbar. Der Nachbar friert genauso. Die können sich aber nicht gegenseitig wärmen, weil – Wand dazwischen! Wenn wir doch nur sprechen könnten in einer Sprache, die die Menschen verstehen. Es ist ja meist nicht böse gewollt, sondern eben, weil alle das so haben, es sieht toll aus, schön sauber, bequem für den Menschen. Ich bin so froh, dass ich ein Offenstallpferd bin, auch wenn ich dafür grad mit Stöckelschuhen laufen muss;-)

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